„Hallo, Kerstin!“ Freudestrahlend winken mir zwei dunkelhaarige Jungen zu, als ich im Auto an ihnen vorbei fahre. Seit Weihnachten haben wir uns nicht gesehen, weil die Nachmittagsbetreuung des Vereins Saari an der Heideschule, wo ich seit fünf Jahren tätig bin, coronabedingt nicht stattfinden konnte. Wir sind einer von vier Standorten in Buchholz, die von dieser kulturellen Bildungseinrichtung betrieben werden. Mir fehlt meine Arbeit mit den Kindern sehr, denn sie hat mich immer äußerst glücklich gemacht. Ob mein Job nach der Pandemie wieder so sein wird wie früher? Ich hoffe es! So ist unser typischer Tagesablauf:
Um 13 Uhr trudeln die Kinder meiner Gruppe in unserem Klassenraum ein. Wir begrüßen uns im Sitzkreis und besprechen, was die Kinder bewegt. Wie war das Wochenende? Gab es Krach mit der Freundin? Steht eine Mathearbeit an? Alles wird geklärt. Anschließend geht es in die Mensa, wo der Koch leckere Gerichte wie Kaiserschmarrn, überbackene Paprika oder Nudeln mit Tomatensoße serviert.
Ruhe, bitte: Stille Könige bei den Hausaufgaben
Seitenweise Glück: Die Vorlese-AG
Nach dem Lernen steht erst mal Spielen auf dem Programm! Auf dem neu gestalteten Schulhof wird geschaukelt, Fußball gespielt, mit den Fahrzeugen herumgesaust und in der Sandkiste gebuddelt. Wer mag, kann spontan an einem der freiwilligen Angebote teilnehmen. Ich leite die Vorlese-AG. Wenn ich mit der Glocke läute, dürfen die Jungen und Mädchen sich Bücher aus unserer Kiste aussuchen und in den kleinen Leseraum mitnehmen. Der ganz große Renner ist „Alle Kinder – ein ABC der Schadenfreude“ von Martin Schmitz-Kuhl. Aber auch „Pünkelchen“ und „Geschichten vom Franz“ stehen hoch im Kurs. Ab und zu werden die Rollen vertauscht: Dann dürfen die Kinder mir vorlesen, was alle mächtig freut. Lesen, Ausdrucksfähigkeit und Zuhören werden in dieser AG ganz nebenbei trainiert. Die Fantasie wird angeregt, Rechtschreibkenntnisse und Wortschatz werden erweitert.
Um 16.15 Uhr gehen alle Kinder, die um diese Zeit noch bei uns sind, gemeinsam in den gemütlichen Saari-Raum. Hier stärken wir uns mit einem Stück Obst oder Gemüse, bevor wir uns mit unserem Monatsthema beschäftigen. Ob Umweltschutz, große Erfindungen, Tiere oder Musik – nach vier Wochen haben wir jede Facette des Gebiets beleuchtet. Dass es immer interessant ist, liegt auch daran, dass jeden Tag eine andere Betreuungskraft mit der Gestaltung des Projekts dran ist und jede ihre besonderen Talente einfließen lassen kann. Weil einige meiner Kolleg:innen aus anderen Ländern stammen, ist es auch für mich selbst immer wieder spannend, Neues aus einem ungewohnten Blickwinkel zu erfahren. Wir haben schon kyrillische Buchstaben geschrieben, syrisches Fladenbrot gegessen und gehört, dass es in Finnland nicht nur Mumintrolle, sondern auch Joiks gibt, eine Art Jodelgesang.
Zu meinen schönsten Erinnerungen gehören auch meine Ferienprojekte. Ich habe mit den Kids Theaterstücke wie „Hänsel und Gretel“ oder „König Drosselbart“ aufgeführt, vorher Bühnenbilder und Requisiten mit ihnen gebastelt. Wir haben mit Feuereifer Steine bemalt, Spannendes über den Wald gelernt, als „Vampire“ „Blut“ aus Kirschsaft getrunken und naturwissenschaftliche Experimente durchgeführt. 15Saari Heideschule LOGO
Unvergessen bleibt mir auch ein Besuch in der Artothek der Stadtbücherei, bei dem ich den Kindern Kunst nahegebracht habe. Kurz: Saari macht nicht nur Spaß, sondern auch klug! Und das hoffentlich bald wieder.
Nähere Infos: https://www.saari-ev.de/cms1/
Verfasser:in: Kerstin
Infos zum Foto: Heideschule Saari (Kerstin) Heideschulhof